OSKAR PETERS
12.6.–18.6.2010
Quellenstraße 149
1100 Wien
Anna Lehmann-Brauns
Die hier gezeigten Arbeiten stammen von Studenten der Universität für angewandte Kunst in Wien (Kunst/ Fotografie) und nehmen Bezug auf das Semesterprojekt „Fake, Attrappe und Illusion“ in Kooperation mit der Berliner Künstlerin Anna Lehmann-Brauns.
Seit der Einführung des Mediums Fotografie vor mehr als hundert Jahren und der damit verbundenen Hoffnung auf Objektivität der Abbildung, reißt die Debatte um die Frage nach dem Wahrheitsgehalt fotografischer und filmischer Aufnahmen nicht ab. Verschärft wird die Diskussion durch die Einführung digitaler Techniken mit ihren fast unbegrenzten Möglichkeiten der nachträglichen Bildbearbeitung. Immer weniger scheint der Einzelne heute beurteilen zu können, ob etwas „wirklich so war“ oder ob er doch nur einem Fake aufsitzt. Der Wunsch „sich ein Bild zu machen“ also beurteilen zu können, wie viel „Wahrheit“ in einer Aufnahme steckt, ist tief verankert. Dieses Bedürfnis nach Aufklärung ist legitim, obwohl aktuelle Medientheorien sich darüber einig sind, dass auch fotografische und filmische Aufnahmen immer nur einen rein subjektiven und selektierten Ausschnitt aus einem Geschehensstrom zeigen und somit der Wunsch nach objektiver Aufzeichnung - jenseits der Frage, was „Objektivität“ überhaupt ist immer ungestillt bleiben muss. Genauso aktuell ist und bleibt die Diskussion um Original, Fälschung und Plagiat oder auch um den Schutz des eigenen, individuellen Ideenguts, besonders in Zeiten des Internets, welches den übergreifenden und ständigen Zugriff auf alle im Netz verfügbaren Informationen ermöglicht. Wird im WWW alles im Datenstrom vergemeinschaftet? Was ist echt, was ist falsch, ist das vermeintliche Abbild wirklich ein Abbild oder doch nur eine reine Konstruktion? Viele Künstler beziehen sich in ihren Arbeiten genau auf diese Fragestellungen, wobei sie unterschiedliche Strategien verwenden. Die abzubildende Welt aus dem eigenen Blickwinkel nachzubauen und dann zu fotografieren, wie beispielsweise Thomas Demand oder Oliver Boberg ist die eine, vielfach offensivste Variante, die Subjektivität transparent macht. Eine andere Möglichkeit ist schon existente künstlerische Vorgehensweisen oder Kunstwerke aufzugreifen/ sich anzueignen und in einem anderen Zusammenhang wieder zu verwenden, wie das beispielsweise die Künstler der Appropriation Art oder auch schon der Pop Art taten. Auch die hier gezeigten künstlerischen Arbeiten der Studenten beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema, einige der hier vertretenen Positionen betonen beispielsweise den kreativen, virtuosen und visionären Aspekt des Fakes und der Konstruktionen. Andere Arbeiten nehmen Bezug auf die wundersamen eigenen Bildwelten oder Sprachen, die sich neu - teilweise ungewollt - formieren. Auch spielt die eigene Konstruktion sowohl unterschiedlicher Denkgebäude als auch eigener Bildräume mit verschiedenen Mitteln eine Rolle. Jeder Student findet seine ganz eigene und spannende Umsetzung des Themas Fake, Attrappe und Illusion. Gemeinsames Projekt und Namensgeber für diese Ausstellung ist die fiktive Figur der schillernden Künstlerpersönlichkeit Oskar Peters, gleichzeitig ist seine Erfindung eine Hommage an die genialen Fälscher dieser Welt!
Mit Werken von: Una Magrét Árnadóttir, Melanie Ender, Johanna Folkmann, Catharina Freuis, Peter Hoiß, Yuko Ichikawa, Mahir Jahmal, Christian Kurz, Bianca Larch, Julia Rohn, Clemens Schmiedbauer, Bastian Schwind, Rudolf Strobl, Konrad Strutz