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tbh

Eröffnung | Opening:
1. Juni 2023
Ausstellung | Exhibition:
01. - 13.06.2023
Ort | Location:
Wien, 20 im Stadtraum verteilte Litfaßsäulen
tbh
(...to be honest)

Eine Ausstellung von Studierenden der Klasse Fotografie/Gabriele Rothemann der Universität für angewandte Kunst Wien im Rahmen der FOTO WIEN.

artwork by Carlos Vergara

mit: Dejana Ahmetovic, Tamino Balthasar Almasy, BK Foto, Sami Ciftci, Damyan Doumanov, Sebastian Eder, Adriana Finghis, Emil Gamauf, Nele Hazod, Philipp Hölzgen, Kaja Clara Joo, Ammar Khadour, Jakub Klak, Matthias Köck, Paula Kreuzer, Katharina Liatskaia, Fritz Lichtenwagner, Johnny Linder, Louise Valeria Lotzing, Timna Lugstein, Daria Marshenko, Isabella Andrea Pacher, Ismael Picker-Schiebel, Roman Prostejovsky, Kathrin Rehr, Julia Reichmayr, Anna Carina Roth, Gabriel Rozsa, Anna Carina Roth, Sama Saadatfard, Jahan Saber-Zaimian, Ludovico Scalmani, Hanna Schneider, Florian Schwarz, Kia Sciarrone, Elisabeth Töltl, Valentin Unger, Theo Waizmann, Peter Walde, Carlo Zappella

Die Ausstellung tbh (to be honest) trägt künstlerische Ideen in den öffentlichen Raum. Die Arbeiten sind 24 Stunden ohne Einschränkung zugänglich. Im zur Ausstellung produzierten Folder und über QR-Codes abrufbar sind weiterführende Informationen zu finden.

Die Kunst wird zur Ressource für eine städtische Gemeinschaft. Der öffentliche Raum entfaltet sich zur experimentalen Fläche für freie assoziative künstlerische Auseinandersetzungen. Dabei sollen die vielfältigen Möglichkeiten der Fotografie als Plakat dargestellt werden. Es kommt zu einer Wechselwirkung zwischen dem künstlerischen Bild und der städtischen Umgebung. Kein White Cube, keine Wände schützen das Bild, es fügt sich in den Alltag.

Der öffentliche Raum ermöglicht so den Diskurs zwischen Fotografie, Kunst und Betrachtenden.

Litfaßsäulen Lageplan mit Adressen (PDF)

tbh Booklet zum Nachlesen (PDF)

1 | 1010 Wien, Börsegasse 12
Hanna Schneider
Das Meer, in dem ich tauche
2023
Dieses Foto entstand in Griechenland, als das Wasser klar und warm war. Die Sonne stand hoch und hat dich zum Leuchten gebracht und ich habe mich gefragt, finde ich dich und das Licht, wenn es irgendwann dämmert und dunkel wird?
2 | 1010 Wien, Getreidemarkt 6 / Makartgasse
Tamino Almasy
Intraocular
2023
Mit genug technischem Fortschritt
wäre es möglich ein digitales Abbild
unserer Welt zu schaffen, welches für
das menschliche Auge nicht von der
Realität zu unterscheiden ist – denn
was man mit eigenen Augen sieht,
muss echt sein! Nur die Frage nach
dem „echt sein“ zieht sich bereits durch
alle möglichen technischen Geräte
sowie der menschlichen Interaktion
mit ihnen – wollen wir uns ihrer Illusion
hingeben?
2 | 1010 Wien, Getreidemarkt 6 / Makartgasse
Daria Marshenko
гайки закручены
2023
In dem Land, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es einen tief verwurzelten Ausdruck, der sich auf die unabänderlichen Umstände bezieht, die von der Regierung gesetzt werden; umgangsprachlich bekannt als "die Schrauben anziehen".
Im Internet wird der Ausdruck als Redewendung definiert, die sich auf die Durchsetzung härterer Forderungen und die Anwendung von Druckmitteln bezieht. Nach diesem Prinzip werden die Mechanismen der demokratischen Gesellschaft unwirksam und die Handlungen der herrschenden Behörden bringen die Bürger*innen in eine unangenehme Lage, die durch die ständige Verschärfung der Kontrolle durch das derzeitige Regime nicht ohne weiteres behoben werden kann.
3 | 1010 Wien, Parkring 12a
Sebastian Karim Eder
Die Zeit dreht ihre Runden
2023
Die Zeichnung einer Spirale, auf einem Blatt Papier, umgeben von den Worten „die Zeit dreht ihre Runden“. Das Plakat zeigt eine digitale Reproduktion einer angeschrieben Notiz. Eine kurze, schriftliche Aufzeichnung, die jemandem als Gedächtnisstütze dienen soll, wird zum Meter Hohen Plakat vergrößert. Die Notiz wurde mit einem Flachbettscanner digitalisiert und damit in den unendlichen Kreislauf der fotografischen Reproduktion eingefügt.
3 | 1010 Wien, Parkring 12a
Julia Reichmayr
Circuit
2023
Der Auslöser ist der Auslöser ist der Auslöser der Auslöser?
Bringt man die beiden Enden eines mechanischen Fernauslösers zusammen, indem man das flexible Konstrukt zu einem Kreis formt, so entsteht ein Objekt, welches den Eindruck einer kontinuierlichen und endlosen, kreisförmigen Bewegung vermittelt.
Der Drahtauslöser wird zum Perpetuum mobile und erinnert an das allegorische Symbol des Ouroboros - eine ihren Schwanz verzehrende Schlange. Der Ouroboros kreist in und um sich selbst, ohne Bezug oder Bedarf nach außen. Mit seinem Körper bildet er dabei einen geschlossenen Kreis, die vollkommenste aller Formen.
Das Objekt wird zur mechanischen Vorrichtung, welche einmal in Gang gesetzt scheinbar ewig in Bewegung bleibt und sich in stoischer Wiederholung als autarkes Gebilde endlos selbst auslöst.
4 | 1010 Wien, Rudolfsplatz geg. 8
Roman Prostejovsky
Ist das Kunst oder kann das weg?
2023
In dieser Arbeit präsentiere ich den Betrachter*innen eine meiner früheren Arbeiten in einem neuen Kontext. Mit dem Plakat fordere ich Personen auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und mir direkt Feedback zu geben.
4 | 1010 Wien, Rudolfsplatz geg. 8
Ludovico Scalmani & Valentin Unger
Untitled
2023
Auch erfüllte Klischees suchen Ateliers.
+436764452298. Bitte nur ernsthafte Angebote
5 | 1010 Wien, Schulerstraße 14 / Grünangergasse
Sama Saadatfard
Instagram Super 8 Home Movies
2023
Inwieweit haben wir die Kontrolle über unsere Aufmerksamkeit? So wie sich die Unterhaltungsmedien in den letzten 50 Jahren verändert haben, hat sich auch der Umfang unserer Aufmerksamkeit und die Zeit, die wir mit ihnen verbringen, verändert.
Dieses Video, das mit einer analogen Super-8-Kamera aufgenomen wurde, konzentriert sich auf gemeinsame Aspekte des analogen Filmens und Scrollens auf Instagram. Der Fokus liegt auf Zeit und Belichtung - in Form von Posts, die wir pro Sekunde sehen und Frames, die pro Sekunde belichtet werden.
5 | 1010 Wien, Schulerstraße 14 / Grünangergasse
Florian Schwarz
Wrapped cobblestones
2023
Wrapped cobblestones besteht aus über 300 Betonpflastersteinen, die mit haudünnem Seidenpapier verpackt und zu einer Mauer gestappelt wurden. Das Seidenpapier ist durch die Reibung und die harten Kanten der Steine teilweise zerstört.
6 | 1010 Wien, Universitätsring / Eing. Rathauspark
Elisabeth Töltl, Alte Kirsche, 2023
Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 40 Zentimetern, gemessen in 1 Meter Höhe, sind durch das Wiener Baumschutzgesetz geschützt. Sie dürfen nur mit einer Bewilligung gefällt werden. Für gefällte Bäume müssen Ersatzbäume gesetzt werden.
Eine Ausnahme bilden Obstbäume. Der Gesetzgeber gibt keine Gründe für diese Ausnahme an. Im vergangenen Jahr wurde auf einem Privatgrundstück im Wiener Stadtgebiet ein Kirschbaum gefällt. Es wurde bislang keine Ersatzpflanzung vorgenommen. Um auf die Auslegung dieses Gesetzes aufmerksam zu machen, wurde auf einer Litfaßsäule eine Ersatzpflanzung vorgenommen. Bei dieser handelt es sich ebenfalls um einen Obstbaum.
7 | 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 59 / Barnabitengasse
Damyan Doumanov, Murderers. Cleaning the monument, 2022-2023
In den letzten 30 Jahren ist das Denkmal der sowjetischen Armee (inoffiziell als „Monument der Roten Besatzungsarmee“ bezeichnet) zum Schauplatz zahlreicher Protestaktionen geworden. Am Tag nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine wurde das Denkmal in der bulgarischen Hauptstadt mit Anti-Kriegsbotschaften und Graffiti beschmiert. Die goldenen Buchstaben auf den vorderen Steinplatten, die ursprünglich lauteten: „Der sowjetischen Befreiungsarmee vom dankbaren bulgarischen Volk“, sind nun mit roter Farbe bedeckt und das Wort KILLERS wurde aufgesprüht. Die Sandstrahlmethode entfernt nicht nur die rote Farbe, sondern auch die darunter befindlichen, in Gold eingravierten Buchstaben. Das Farbgraffiti wurde entfernt. Was bleibt, ist ein fotografisches Denkmal in Schwarz-Weiß, das die Zeit überdauert und für immer erhalten bleibt.
7 | 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 59 / Barnabitengasse
Emil Gamauf, Eskalation, 2023
Jeden Tag eine neue Gewalt, ein weiterer Mord, ein weiterer Krieg, eine neue Eskalation.
Meine Gedanken, Sorgen und Ängste manifestieren sich in einem Notfallknopf vor mir.
Steht der Knopf als Sinnbild für die endgültige Eskalation oder für den Wunsch, ihn zu drücken, damit all das ein Ende hat?
8 | 1060 Wien, Linke Wienzeile 34 / Naschmarkt

Nele Hazod, Timna Lugstein, Anna Carina Roth
Das passiert, wenn du dich nach dem Essen hinlegst, 2023
Auf dem analogen Werbemedium Litfaßsäule wirken die aus dem Internet entlehnten Motive fremdartig und legen die Absurdität solcher Werbemethoden offen: Die Bild-Text-Paare verleiten mithilfe emotionaler Reize – beispielsweise ekelerregender Sujets oder inhaltlicher Anspielungen auf körperliche Unsicherheiten – Betrachter*innen dazu, auf scheinbare Verlinkungen zu Ratgeber-Websites zu klicken.

Gleichzeitig wird die Fülle an Verbesserungsvorschlägen, welche sich meist an bestimmte Körperbilder und Schönheitsideale richten, zur ironischen Anspielung. Die beabsichtigt als „Clickbait“ gewählten Tipps und Tricks zur Optimierung des eigenen Selbst wirken in Anbetracht aktueller Denkmuster gar nicht mehr so skurril.

Eine Website, über die man die im öffentlichen Raum beworbenen Produkte und Ratschläge der Künstlerinnen erwerben kann, erweitert das Projekt im digitalen Raum.
8 | 1060 Wien, Linke Wienzeile 34 / Naschmarkt

Theo Waizmann
Dornen meiner Fragilität, 2023
Der Zustand einer inneren Zerbrechlichkeit und der Versuch, die eigene Fragilität durch harte Grenzen zu schützen, wird in meiner Arbeit ebenso thematisiert wie die allgemeine Reflexion über persönliche Grenzen. Wie schütze ich mich gegen die Außenwelt? Nehme ich die eigene Verletzlichkeit an oder versuche ich sie wegzusperren?
9 | 1070 Wien, Hermanngasse geg. 26
Matthias Köck
Kodacolor, 2023
Der Filmeinwurfkasten der Park-Drogerie Schlesinger ist außer Betrieb. In leicht unregelmäßigen Bahnen kaschieren Aufkleber den darunter liegenden Rost.
Auf mehreren Ebenen verblasst das Signet von Kodak. Facetten der Farben Spanish Yellow und Crimson erinnern mit letzter Kraft an die Glanzzeit eines Mediums. Bildträger haben sich weiterentwickelt. Ein Abbild des einst Bildgebenden.
9 | 1070 Wien, Hermanngasse geg. 26
Louise Valeria Lotzing
Still from a Dream, 2023
Still from a Dream zeigt zwei Kinder und einen Schimmel in einem grün schimmernden See. Die Szene hat etwas märchenhaftes und erinnert an ein Still aus einem Film. Die zwei Kinder scheinen dem/der Betrachter*in direkt in die Augen zu blicken und dieser Blick hat etwas Ernstes an sich. Kinder und Schimmel sind häufig auftauchende Märchenfiguren und verkörpern meist das Gute, Unschuld und Reinheit.
Doch der See, in dem sie stehen, der Holzmühleweiher bei Vogt im schwäbischen Allgäu, ist 2021 bei Proben zur Wasserqualität in deutschen Gewässern als eine von 14 Badestellen mit dem Attribut mangelhaft durchgefallen. Deswegen könnte man den Blick der Kinder durchaus als mahnend deuten.
10 | 1070 Wien, Lerchenfelder Gürtel geg. 4
Kaja Clara Joo
The Weight of 67 Iron Balls, 2023
“The weight of the things surrounding us determines and polarizes the space around us.”
Jannis Kounellis
Zwei Fotografien werden zeitgleich an zwei verschiedenen Orten Wiens ausgestellt: The Weight of 67 Iron Balls befindet sich als Plakat im öffentlichen Raum und bebildert ein ruhendes Pferd, dem die Hufeisen fehlen. In der Galerie Smolka Contemporary hängt simultan die Fotografie The Weight of a Horse, auf welchem 67 Eisenkugeln zu einem amorphen Gebilde zusammengetragen werden. Beide verbindet die Manifestierung einer Schwere sowie Materialität: Das störrische, lebendige Wesen sowie das metallene Werkzeug wiegen jeweils 500 kg.

Die Fotografie wird zum Instrument, welches heimlich eine Tonne Gewicht in der Stadt „versteckt“.
10 | 1070 Wien, Lerchenfelder Gürtel geg. 4
Kia Sciarrone
We’re here. We’re queer. Get used to it!, 2023
Kia Sciarrones Arbeit We’re here. We are queer. Get used to it! untersucht das Internet auf Beiträge zu LGBTQIA+ in unterschiedlichen Ländern. In zahlreichen autokratischen und/oder auf Religion fetischisierten Staaten werden Beschränkungen eingeführt, die aufgrund homophober Tendenzen Beiträge zu LGBTQIA+ Themen blockieren und teilweise oder ganz den Internetzugang sperren. In Österreich besteht diese Praxis in vielen Unternehmen, die jegliche Artikel und Seiten, die sich mit Körperpolitiken auseinandersetzen, verbieten. Davon abgesehen sollte das Internet bei privatem Gebrauch zumindest die Möglichkeit bieten, grundlegende Menschenrechte auf Information ohne Einschränkung sexueller Präferenzen zu gewährleisten. Sciarrones Arbeit befasst sich mit jenen Momenten der Zensur, indem er in zahlreichen Ländern im Internet mit dem Smartphone zu queeren Themen recherchierte und anstelle der vorhandenen oder nicht vorhandenen Bilder ein farbiges Rechteck hinterlässt, das den jeweiligen Titel des Artikels als Informationsquelle anreißt. Dadurch entsteht ein vielfarbiges Gridmuster, das die Fotografie als Fotografie oder Bildpolitik ausblendet und Repräsentationsmomente von Wirklichkeit außen vor lässt. Die angerissenen Textfragmente überlassen es den Betrachter*innen, ihre eigene Vorstellungskraft zu den dargestellten Sachverhalten zu aktivieren und eine bildliche Realität dazu mental zu generieren.
Text: Walter Seidl
11 | 1070 Wien, Neubaugürtel geg. 50
Peter Walde, Carlo Zappella
Suddenly this Balance, 2023
Instabile Systeme stützen sich aufeinander und werden künstlich stabilisiert. Das Bild wirkt wie ein feinfühlig zusammengestelltes Studio-Foto, bei dem jedes Detail perfekt arrangiert scheint. Doch bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass etwas „nicht stimmt“. Einige der Objekte wirken nicht nur fake, sondern sind auch offensichtlich instabil platziert, als ob sie jeden Moment zusammenbrechen könnten.

Es ist diese subtile Unstimmigkeit im Bild, die die Betrachter*Innen dazu anregt, über die Natur des künstlichen Zusammenhalts nachzudenken. Wie lange kann ein defektes System auf einem anderen ruhen, bevor es zusammenbricht? Wie viele Lügen braucht es, um eine Wahrheit zu verschleiern?
12 | 1070 Wien, Neustiftgasse 2
Paula Kreuzer
Blumen für dich, Papa, 2023
Bilder, die zur selben Zeit entstanden sind. Bilder, die die Umgebung beobachten und nach etwas Stillem suchen. Danach etwas Banalem Bedeutung zu geben: einem Haufen aufeinander gestapelter Papiere, dem Brunnen im Hausflur, dem Pickel am Rücken, der nicht verschwinden mag. Am Ende bleibt ein Stimmungsbild, gewidmet meinem Papa, der die Blumen fangen soll.
12 | 1070 Wien, Neustiftgasse 2
Johnny Linder
sometimes happy sometimes not, 2023
Als entscheidendes Element der nonverbalen Kommunikation ermöglichen Augenbrauen das Lesen von Emotionen aus größerer Entfernung, indem sie den Gesichtsausdruck einer Person definieren. Im öffentlichen Raum neigen Menschen oft dazu, starke emotionale Reaktionen zu vermeiden oder ihre wahren Gefühlszustände hinter Floskeln oder Oberflächlichkeiten zu verbergen.
In dieser Arbeit werden gesammelte Haare von Augenbrauen als Material für emotionale Kommunkation in Textform verwendet. Die großformatige Fotografie platzierter Härchen lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine subtile persönliche Botschaft in einer Umgebung, die sonst meist von lauter und bunter Werbung dominiert wird.
13 | 1070 Wien, Stiftgasse 2a / Siebensterngasse
Jakub Klak
Image histology, 2023
Inspiriert durch die Ästhetik wissenschaftlicher Bildproduktion, wie etwa bei biologischer Forschung, untersuche ich die Struktur von an Litfaßsäulen angebrachten Postern. Indem ich fragile Polaroid-Emulsionen so behandle, wie ein Wissenschaftler biologisches Gewebe behandeln würde, befasse ich mich mit der Körperlichkeit des fotografischen Bildes. Durch die Analyse bildgebender Drucktechniken für Poster möchte ich die Aufmerksamkeit der Betrachter*Innen auf ein verstecktes Spektrum von Schönheit im Detail und Material lenken, dass sich unter der Oberflächlichkeit von Straßenwerbung verbirgt.
13 | 1070 Wien, Stiftgasse 2a / Siebensterngasse
Jahan Saber
Breakfast lies, 2023
Frühstück, ein ganz normaler Schultag, das Radio lief und mein Blick vertiefte sich auf die Verpackung meines Müslis und die Kuhmilch, die ich dazu trank. Manchmal waren Comics auf den Verpackungen, oder Rätsel, oder irgendwelche Grafiken mit glücklichen Tieren, die erzählten, wie toll dieses Produkt für Kinder sei.

Als ich erwachsen wurde und mit dem Fotografieren anfing, wurde ich mit so viel aus meiner Vergangenheit konfrontiert und merkte, wie leicht es war Menschen mit Bildern zu verführen und zu beeinflussen. Die Farbfotografie verherrlicht die Welt für uns, amerikanische Fotografieikonen verschönten mit ihren stilvollen Bildern – wenn auch ungewollt – die urbane und kapitalistische Ästhetik von Tankstellen, Sportwagen, Softdrinks, Zigaretten und Alkohol.

Bis heute wird noch immer allgemein angenommen, dass Milch und Milchprodukte wie Käse, Butter oder Sahne ohne Tierleid produziert werden. Ist es noch moralisch gerechtfertigt Milchprodukte zu konsumieren, wenn es Alternativen gibt, welche ohne Tierleid produziert werden können, eine viel kleinere Umweltbelastung darstellen und eindeutig gesünder für den Menschen sind?
14 | 1070 Wien, Stiftgasse 13 / Lindengasse
BK FOTO
BK FOTO #2, 2023
BK Foto überträgt die eigene Arbeitsweise in den öffentlichen Raum: alle Besucher*innen sind eingeladen, die Litfaßsäule kollektiv mit Stickern aus der gleichzeitig stattfindenden Ausstellung zu kuratieren. Darauf zu sehen sind Abbildungen des digitalen Bildarchivs der Universität für angewandte Kunst Wien. Kollektives Kunstwerk oder Werbemedium?
BK Foto ist eine loses Kollektiv aus Künstler*innen, das seit 2019 besteht und in der Bildenden Kunst in verschiedenen Konstellationen in Erscheinung tritt. Eine gemeinsame Sprache entsteht durch den intensiven Austausch der Mitglieder untereinander. Dieser Prozess der Zusammenarbeit von mehr als zehn Künstler*innen an einer Arbeit, in dem die jeweilige individuelle Praxis in den Hintergrund tritt, ist herausfordernd, intensiv und führt zu künstlerischen Werken, die nur aufgrund ebendieser Bedingungen entstehen können. Raumgreifende Installationen, Plakate, Publikationen, Skulpturen und Bilder vermitteln diesen Prozess inhaltlich wie formal.
14 | 1070 Wien, Stiftgasse 13 / Lindengasse
Sami Ciftci
Color Cracker Classic, 2023
Eine Hommage an die Fotografie. Farbreferenzen erinnern subtil an „Color Checker“. Ein Farbraster, erstellt aus Umschlägen unterschiedlicher Enzyklopädien. Die dekorative Anordnung rückt den Inhalt der Bücher in den Hintergrund und bringt den Aspekt des Sammelns zum Vorschein.
15 | 1070 Wien, Stiftgasse 6 / Schrankgasse
Ismael Picker-Schiebel
Tlön, Uqbar, Orbis Tertius, 2023
Die Wahrheit ist ein Kompromiss. Was in einem Lexikon steht, wird für wahr gehalten. Möglicherweise kommt jemand auf die Idee, mittels Lexikon neue Wahrheiten zu schaffen oder eine Unwahrheit zu legitimieren. Von 12.1.2023 bis 1.2.2023 wurde der Wikipedia Eintrag von Kurt Kopta hundert Mal aufgerufen. Haben mehr Menschen die Unwahrheit als die Wahrheit gesehen, könnte der Kompromiss zugunsten einer „neuen Wahrheit“ ausfallen. Eine künstlerische Beglaubigungsstrategie in Anlehnung an die Erzählung „Tlön, Uqbar, Orbis Tertius“ von Jorge Luis Borges, die ebenso fiktive Quellenangaben zum Prinzip erklärt.
15 | 1070 Wien, Stiftgasse 6 / Schrankgasse
Carlo Zappella
Triple A, 2023
Das computergenerierte Bild einer digitalen Skulptur ist Teil von The Yellow Project. Dieser Werkzyklus möchte zeigen, dass Bauteile und Funktionsweisen in technischen Geräten oft verschleiert werden und man so auf sie vergisst. 
16 | 1070 Wien, Urban-Loritz-Platz / Park
Nele Hazod, Timna Lugstein, Anna Carina Roth
Das passiert, wenn du dich nach dem Essen hinlegst, 2023
Auf dem analogen Werbemedium Litfaßsäule wirken die aus dem Internet entlehnten Motive fremdartig und legen die Absurdität solcher Werbemethoden offen: Die Bild-Text-Paare verleiten mithilfe emotionaler Reize – beispielsweise ekelerregender Sujets oder inhaltlicher Anspielungen auf körperliche Unsicherheiten – Betrachter*innen dazu, auf scheinbare Verlinkungen zu Ratgeber-Websites zu klicken.

Gleichzeitig wird die Fülle an Verbesserungsvorschlägen, welche sich meist an bestimmte Körperbilder und Schönheitsideale richten, zur ironischen Anspielung. Die beabsichtigt als „Clickbait“ gewählten Tipps und Tricks zur Optimierung des eigenen Selbst wirken in Anbetracht aktueller Denkmuster gar nicht mehr so skurril.

Eine Website, über die man die im öffentlichen Raum beworbenen Produkte und Ratschläge der Künstlerinnen erwerben kann, erweitert das Projekt im digitalen Raum.
16 | 1070 Wien, Urban-Loritz-Platz / Park
Kathrin Rehr
Zwei Tropfen Eis auf Fieberglut, 2023
17 | 1080 Wien, Universitätsstraße 8
Dejana Ahmetović
An der Schwelle, 2023
Ein Individuum hinter dem allgemeinen Bild, als Erinnerung an alle hart arbeitenden Menschen, einschließlich „Gastarbeiter“ und deren Kinder, die schuften und bauen, Menschen, die am Rande der Existenz leben. Ein Bild, wo Worte aufhören und Vorurteile beginnen.
Lasst uns „an der Schwelle“ der Ignorierten und Nicht-Sichtbaren sein, von Angesicht zu Angesicht.
17 | 1080 Wien, Universitätsstraße 8
Fritz Lichtenwagner
Schöne Aussicht, 2023
alles ist so schön. wirklich alles ist so schön.
die leute sind schön und ihre umwelt ist schön.
die firma und ihr geld ist schön. die politik und ihr gesetz ist schön.
und wenn nicht heute schön dann
morgen, denke ich, wird morgen alles besser.
weil später war immer alles besser.
18 | 1080 Wien, Landesgerichtsstraße 3
Adriana Finghis
Left the window open, 2023
Fotografien, die Fenster nachahmen, erschaffen eine analog collagierte Fassade und scheinen einen Einblick in das Innere der Säule zu gewähren: ein Zusammenspiel unterschiedlichster Perspektiven. Lose Motive ergeben ein Ganzes und eröffnen neue Räume für die Betrachter*Innen.
Gleichzeitig handelt es sich bei den Bildern um einen ganz privaten Blick, um digitale Handyfotografien. Mehrfach weitet sich der Innenraum nach außen aus.
18 | 1080 Wien, Landesgerichtsstraße 3
Ammar Khadour
Una, 2023
Eine Mischung aus Neugier, Fragen und Unwissenheit treibt uns dazu, das Innere der Körper und Organe zu erforschen. Viele Hypothesen lassen uns die Gründe für das Fehlen oder das Ersetzen von Dingen erahnen, die wir in ihrer gewohnten Form zu sehen gewohnt sind.
19 | 1090 Wien, Berggasse 21 / Porzellangasse
Isabella Andrea Pacher
Dort, 2023
Dort; an einem Ort; Platz; nicht hier

Technische Geräte unseres täglichen Gebrauchs werden aufgeschraubt, in ihre Einzelteile zerlegt und in Latex abgegossen.
Betrachtet man das Gehäuse eines Objekts, so befindet sich im Inneren ein Raum mit Inhalt. Dieser besteht aus einer bewussten Komposition von Einzelteilen. Kleine Schrauben verbinden die Bauteile miteinander und schreiben ihnen einen festen Platz im Raum zu. Im Gesamten ergeben sich daraus Funktionen, die das Objekt mit gewissen Eigenschaften ausstatten. Ist das Gerät defekt, öffne ich dessen „unbrauchbar" gewordenen Raum, löse das vorgefundene Arrangement auf und platziere es erneut in lichtsensiblem Material, das als Erweiterung des fotografischen Raums gesehen werden kann. Die verschiedenen Ressourcen aus denen die Bauteile bestehen, schreiben sich in das Material ein und hinterlassen ihren Schatten.
Wie Relikte aus einer vergangenen Zeit anmutend, eröffnen sich beim Betrachten ferne, topografisch wirkende Landschaften.
19 | 1090 Wien, Berggasse 21 / Porzellangasse
Gabriel Rozsa
Baukasten-Set DIVIDER, 2023
Ausgehend von persönlichen Kindheitserinnerungen wurden die abstrakten Symbole der innereuropäischen Grenzteilung in ein für Kinder fassbares Medium übersetzt. Mit dem Baukasten-Set DIVIDER lassen sich einfach Grenztürme und Zäune konstruieren und so der eigene Spielbereich festlegen und abgrenzen.
Der Holzbaukasten greift einerseits die Ästhetik und das Konzept von pädagogischem Konstruktions- und Lernspielzeug, ähnlich den Sets von „MATADOR“ auf, dekonstruiert aber die Tradition von klassischem Kriegsspielzeug, da die Holzbauklötze auch völlig frei zusammengesetzt werden können. Somit wird dem Grenzsystem spielerisch seine Gefährlichkeit genommen und kindliche Vorstellungskraft tritt an seine Stelle. Aus den ehemals einschränkenden Architekturelementen können neue, freie Welten konstruiert werden. 
20 | 1090 Wien, Hernalser Gürtel geg. 30 / U6
Philipp Hölzgen
Fibre Punk, 2023
Die Rüstung aus Fotopapier zeigt den Stamm des Florettseidenbaums. Zur Verteidigung gegen Fressfeinde bildet die Pflanze besonders in jungen Jahren viele Stacheln aus.  Niemand wagt es auf ihm zu klettern. Mit einem eigenen Wasserspeicher ausgestattet, übersteht der unabhängige Charakterbaum jede Dürre.     
Mithilfe dieser Rüstung kann man sich die Attribute des Gewächses zulegen. Zwar versteift sie die eigene Position, schützt aber durch jede Situation hinweg, um in der nächsten Saison prachtvoll aufzublühen.     
Foto & Make-up: Eliana de Camargo
20 | 1090 Wien, Hernalser Gürtel geg. 30 / U6
Katharina Liatskaia
Make your choice, 2023
Autos sind häufige Motive auf Werbeplakaten und gelten als Symbol für Wohlstand, Erfolg und Eigentum. Im Gegensatz zur typischen Darstellung moderner glänzender Wagen sieht man hier alte gestapelten Autos vom Schrottplatz. Der Titel Make your choice spielt mit klassischen, kitschigen Werbesujets und thematisiert unangemessenen Konsum, die Klimakrise und den Zusammenbruch der Weltwirtschaft, insbesondere in Kriegsgebieten. Zusätzlich kann der Titel auch als ein Aufruf gelesen werden, endlich eine politische und ethische Entscheidung zu treffen: Soll man derzeit überhaupt ein neues Auto kaufen, wenn sich die Menschheit rasant der Apokalypse nähert? Make your choice.