Les nuits blanches
10.-27.11.2010
Di-Sa | Tue-Sat
20:00–00:30
das weisse haus
Geigergasse 5-9
1050 Wien
Les nuits blanches. Aus Sommernächten, in denen die Sonne nie ganz untergeht, wurden rund um den 60ten Breitengrad irgendwann Sommernachtsfeste, die einen französischen Namen brauchen. Aus dem französischen Namen wurde ein Ausdruck für übermütig durchlebte Nächte und zugleich ein Bild für mutlose Schlaflosigkeit. Das neue Konvolut zieht seine Runden und schert sich nicht ob seiner Widersprüchlichkeit. Es trägt die schönen, unhaltbaren Versprechen entzeitlichter Nächte bereits als ein für unverdaulich befundenes Konstrukt in seinem Bauch. Dort, im Innern des Konvoluts, kehren sich die falschen Versprechen mit ihrem Zuviel an Nostalgie und Sentimentalität in ein Gefühl unfreiwilliger Ernüchterung. Das zermürbende Zeitbewusstsein des Schlaflosen zieht den wehmütigen Gedanken von Zeitlosigkeit ins Lächerliche und richtet die neugefundene Härte nächtlicher Klarsicht gegen jede somnambule Romantik. Um gerade dann vielleicht, da die Härte ja nun schon einmal vorangeschickt wurde, ein neuerliches Einsteigen in zwischenweltliche Sehnsuchtsbilder zu erlauben. Für einen Moment zumindest. Bis auch dieses Schwelgen wieder zum Untersuchungsobjekt wird und jemand mit dem hinterhältigen Satz kommt, es gäbe kein richtiges Leben im Falschen. In dieser Hin- und Herbewegung findet sich nun vielleicht ein kleinster Nenner kollektiver Erfahrung im Kunstschaffen, der für diese Klassenausstellung gefunden werden wollte. Der Drang, blindlings dem Phantom künstlerischer Intention nachzugehen, kollidiert und verbindet sich zuweilen vielleicht auf ähnliche Weise mit dem Zwang, wach zu bleiben und den eigenen Sentimentalitäten ins Auge zu schauen. So wird das Weiß der nuits blanches vom einlullenden, entrückten Licht zur Leerstelle, zum Systemfehler im glücklichen Bild und von da bald zum blanken Irrsinn, der in seiner neuerlichen Bildhaftigkeit, sich selbst zu schön vollends unterzugehen, doch aber gerade wieder so gut zu jenen flirrenden Mittsommernächten passt. (Text: Julian Tapprich 2010)
Mit Werken von: Ani Asvazadurian, Anja Braunwieser, Selina de Beauclair, Michael Dobnig, Emanuel Ehgartner, Benjamin Eichhorn, Melanie Ender, Jonas Feferle, Johanna Folkmann, Catharina Freuis, Laura Gaar, Maximilian Hochstätter, Peter Hoiß, Irene Hopfgartner, Yuko Ichikawa, Mahir Jamal, Olivia Jaques, Christian Kurz, Bianca Larch, Hyo Lee, Anna Mairhofer, Maria A. Mäser, Pia Mayer, Vera Christin Perl, Tobias Pilz, Sarah Prucha, Julia Rohn, Berivan Sayici, David Elias Schilling, Nina Schuiki, Bastian Schwind, Konrad Strutz, Julian Tapprich, David Welsch